Beja-Portugal
Romantik im Alentejo: Ein Rundgang in Beja

Es ist ein Phänomen. Warum wird eine solche Stadt so unterschätzt? Warum verneinen Menschen, die dort geboren und aufgewachsen sind ihre Herkunft? Warum sagen sie die Stadt im portugiesischen Alentejo sei keine Reise wert und warum reden alle von Évora?

Beja – die unterschätzte kleine Schwester von Évora

Die Rede ist von Beja, einer Stadt im Alentejo, im Südosten von Portugal. Rund 24.000 Menschen leben in der Stadt, deren Wurzeln bis in die keltiberische Zeit zurückreichen. Das den Portugiesen aus Beja ihre Stadt nicht so recht sympathisch zu sein scheint, hat mich neugierig gemacht und ich habe „Pax Julia“ einen Besuch abgestattet. „Pax Julia“ nannten die Römer die Siedlung mit der großen Burg hoch über der flachen Ebene des Alentejo mit seinen goldenen Getreidefeldern. Später wurde sie in Paca, Baca und Baju umgetauft, bevor sie sich Beja nennen durfte.

Die Altstadt ist ein Labyrinth aus kleinen Gassen und kleinen Steinhäusern, die sich überraschend zu großen Plätzen hin öffnen. Aus dem Ensemble sticht das Castelo aus dem 13. Jahrhundert mit seinem gut erhaltenen Bergfried hoch heraus. Bei einem Rundgang auf den Wehrmauern und der Blick von dem 42 Meter hohen Turm „Torre de Menagem“ liegt uns die Stadt zu Füßen. Auf dem Praça da República thront ein schlichter Pelourinho, dahinter die Kirche Igreja de Misericórdia mit ihrem italienischem Renaissance-Portal.

Liebesbriefe aus Beja

Das Franziskanerkloster „Convento da Nossa Senhora da Conceição“ wurde 1459 gegründet und hatte eine weltberühmte Bewohnerin. Die Nonne Mariana Alcoforado war in den französischen Offizier Camilly verliebt, der im 17. Jahrhundert in Beja stationiert gewesen war. Nach seiner Abreise nach Frankreich schrieb ihm die Nonne Liebesbriefe, die bis heute zu den schönsten der Literaturgeschichte gehören. 1669 erschienen sie auf Französisch, dann auf Englisch. Allerdings wurden die Originale nie gefunden. Stattdessen kann man das Museu Regional in dem Kloster besuchen und sich die Artefaken der Vergangenheit ansehen. Ein schöner Rundgang. Warum Beja die schöne Unbekannte neben Évora ist, wurde uns bei dem Besuch nicht klar. Ganz im Gegenteil: Beja lohnt einen Besuch, um das ruhige portugiesische Leben kennenzulernen.

Hier gibt es mehr Tipps zu Museen, Restaurants und den Weinen im Alentejo:

Ein weiteres sehenswertes Museum in Beja ist das Museu Jorge Vieira. Viele Werke des modernen portugiesischen Künstlers und Bildhauers, Pionier der Abstraktion und des Surrealismus, werden in den Räumen ausgestellt. In den wechselnden Ausstellungen hat das internationale Comicfestival im Juni Platz oder die Bilder zeitgenössischer Werke, beispielsweise Collagen mit Almícar Cabral, dem Unabhängigkeitskämpfer von den Kapverden.

Weine aus der Region um Beja

Beja liegt beschaulich auf einer Anhöhe in der Nähe von dem großen Fluss Guadiana, der weiter im Süden die Grenze zu Spanien bilden wird. Den Fluss zu Fuß oder mit dem Pferd zu überqueren, war nur an einer Furt bei Serpa möglich. Zwischen der Furt und der Stadt liegen Weinhänge, Getreidefelder und Wiesen mit Korkeichen und Olivenbäumen. Die Weine aus dem Alentejo bei Beja haben die geschützte Herkunftsbezeichnung „Vinho Regional Alentejano“. Wer die Vielfalt der Weine bei Beja probieren möchte, sollte ins Restaurant Vovó Joaquina gehen. Versteckt in einer kleinen Gasse in Beja, in einem unscheinbaren weiß getünchten Haus, der früher einmal eine Remise war, ist seit zwei Jahren eine Taberna und Restaurant untergebracht. Eingerichtet mit liebevoll zusammengestellten Fundstücken von Flohmärkten und dem kompletten Weinsortiment von den Weingütern rund um Beja.

Tipps für einen Besuch in Beja

Übernachten:

Herdade do Vau. Das aufwendig in traditioneller Alentejo-Archtiektur renovierte Weingut liegt umgeben von Weinbergen und Olivenhainen rund 20 Kilometer von Beja entfernt. Von der Terrasse eröffnet sich ein weiter Blick auf den Fluss Guadiana. Es bietet elf individuell eingerichtete Zimmer, Swimmingpool, Weinproben und regionale Küche. Auch Hochzeiten können auf dem Weingut gefeiert werden. www.herdadedovau.com

Essen und Trinken

Vovó Joaquina. Das Restaurant in Beja bietet traditionelle portugiesische Küche in dem gemütlichen Ambiente. Alle Weine stammen aus der direkten Umgebung von Beja.

Mestre Cacau. Der Chocolatier stellt in Beja Gourmet Schokolade her und verfeinert sie mit Produkten aus dem Alentejo, wie Olivenöl, Wein oder Medronho, dem Schnaps des Erdbeerbaums. www.mestrecacau.pt

Sehenswert

Portugiesische Liebesbriefe. In dem Kloster Convento de Nossa Senhora de Conceição in Beja schrieb die Nonne Mariana Alcoforado im Jahr 1669 die „Portugiesischen Briefe“ an einen französischen Offizier. Sie zählen zu den schönsten der Literaturgeschichte.

Wasserfall Pulo do Lobo. Zwischen den Städten Beja und Mértola verengt sich am Pulo do Lobo (Wolfssprung) das Flusstal des Guadiana. Die Wassermassen stürzen hier durch ein Loch 13 Meter in die Tiefe in eine Schlucht.

Meine Recherche im Alentejo wurde unterstützt von Pura.comm und Turismo Alentejo – danke dafür!

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