Sé in Porto-Portugal

Porto-Portugal
Meilensteine in der Geschichte von Porto

Ein bisschen Geschichte zu Porto muss sein. Sie hilft, Land und Leute der Gegenwart besser zu verstehen. Die Gegenwart ist das Echo der Geschichte. Die Einwohner Portos – die Tripeiros – sind sehr geschichts- und traditionsbewusst. Das gesamte historische Zentrum der Stadt Porto ist ein Schmuckkästchen, das Jahrhunderte, ja Jahrtausende überdauert hat.

Das Gebiet des heutigen Porto ist mindestens seit der ausgehenden Bronzezeit (ca. 2200 v. Chr. bis 800 v. Chr.) ohne Unterbrechung besiedelt. Der bronzezeitliche Kern der Besiedlung lag beim heutigen Sé do Porto, der romanischen Kathedrale Portos. Phönizier, Griechen und natürlich die Römer hinterließen Spuren in der Stadt. Der römische Einfluss wuchs ab dem zweiten Jahrhundert vor Christus und Porto blieb bis zum vierten Jahrhundert nach Christus Teil des weströmischen Imperiums.

Die Römer in Porto und Portugal

Die lange Epoche des römischen Einflusses ist wohl auch ein Grund, weswegen Portugiesisch noch heute als eine der romanischen Sprachen gilt, die dem klassischen Latein am nächsten kommt. Die Römer betrachteten die iberische Halbinsel als Ganzes, unterteilten sie jedoch in die vier Provinzen Hispania-Lusitania, Hispania-Baetica, Hispania-Ulterior, Hispania-Citerior. Aus der Bezeichnung „Lusitania“ leiten sich die Begriffe Lusitanien und Lusophonie ab.

Als Lusitanier bezeichnet man einen Volksstamm, der schon deutlich vor Christi Geburt auf dem Gebiet des heutigen Portugals zwischen Douro und Tejo lebte. Ob es sich dabei um einen keltischen Stamm handelt, ist mittlerweile umstritten. Wichtig ist, dass sich das heutige Selbstverständnis Portugals auf eben diese Lusitanier begründet. Portugal und die Portugiesen wollen als eigener Staat und als selbstständige Volksgruppe verstanden werden und man will unter allen Umständen vermeiden, international als Provinz Spaniens angesehen zu werden.

Die Sueben in Porto und Portugal

Den Römern folgten im fünften Jahrhundert durch die Völkerwanderung die Sueben, eine germanische Volksgruppe aus dem Elbe-Oder-Gebiet. Der Name der Schwaben leitet sich unter anderem von den Sueben ab. Es bildete sich das Königreich der Sueben im heutigen Nordportugal, das auch das heute spanische Galizien mit einschloss.

Dieses suebische Königreich unterschied sich ethnisch und politisch vom westgotischen Reich (siehe auch das Tolosanische Reich), das nach der Herrschaft Roms weite Teil der iberischen Halbinsel und somit auch des heutigen Spaniens einnahm. Auch dieser suebische Teil der portugiesischen Geschichte ist Teil der portugiesischen Identität. Wiederum grenzt sich Portugal dadurch von seinem spanischen Nachbarn ab und begründet darin einen Teil seiner historischen Selbstbestimmung.

Mauren und Reconquista in Porto

Estação Sāo Bento in Porto

Die Bahnhofshalle des Bahnhofs São Bento ist kunstvoll mit Azulejobildern geschmückt, die Szenen aus der Geschichte Portugals darstellen. © Thomas Veit

Man sagt, Portugal verdankt seinen Namen der Stadt Porto. Von hier aus nahm die Befreiung Lissabons von den Mauren ihren Ausgang. Im Jahre 711 nach Christus begann die maurische Herrschaft auf beinahe der gesamten iberischen Halbinsel. Fast ganz Portugal wird eine Provinz Al-Andalus. Porto lag auf der Konfliktlinie zwischen dem christlichen Norden und dem muslimischen Süden. 716 nach Christus wurde Porto bei einem maurischen Angriff zerstört.

Die Reconquista entsteht. Darunter ist der über Jahrhunderte andauernde Krieg zwischen Christen und den Muslimen zu verstehen, der erst 1500 nach Christus mit der christlichen Herrschaft über die iberische Halbinsel endet. Auf dem Gebiet des heutigen Porto endete dieser Konflikt bereits 1050 nach Christus. Dann blieb Porto dauerhaft unter christlicher Herrschaft und die Grafschaft Portucale nimmt sich noch heute als eine Keimzelle des späteren Portugals wahr.

Die tief verwurzelte christliche Identität und die wehrhafte Architektur Portos leiten sich besonders von diesem Teil der Geschichte ab. Streift man heute durch Portos historisches Zentrum und bewundert dabei die massiven, wehrhaften, graniternen, romanischen Bauten, so blickt man auf die Kriege der Reconquista.

Mit Hilfe von Kreuzfahrern und deren Erfahrungen im Kampf gegen die Mauren und Sarazenen während den Kreuzzügen ins Heilige Land, konnte Portugal seine Reconquista bereits 1251 nach Christus abschließen. Fast 250 Jahre vor Spanien, worauf man in Portugal und in Porto noch heute sehr stolz ist. 250 Jahre in denen man sich auf die „Eroberung der Welt“ als führende Seefahrernation Europas konzentrierte.

Heinrich der Seefahrer – der bekannteste Sohn von OPorto

Porto ist heute noch stolz darauf Geburtsstadt von Heinrich dem Seefahrer zu sein (*1394). Henrique o Navegador ist in OPorto auch als Infante Don Henrique bekannt. Seinen Namen findet man an vielen Orten, Monumenten, Straßen und Bauwerken Portos.

Als zweiter in der portugiesischen Thronfolge, konzentrierte sich Henrique voll auf die Seefahrt. Man sagt, dass der Spitzname der Einwohner Portos –  os Tripeiros – auf einen seiner Befehle zurückgeht. Don Henrique ließ das gesamte erhältliche Fleisch in Porto für die Besatzungen seiner Schiffe reservieren und einsalzen. So blieben für die Bewohner Portos nur noch die Innereien und die Kutteln zurück. Kutteln bedeutet auf Portugiesisch „tripas“. So wurden die Einwohner Portos zu den „tripeiros“, was soviel heißt wie Kuttelfresser. Nett! Ob die Geschichte so stimmt, weiß man nicht.

Aber Kutteln und Innereien gibt es in Porto noch heute in den verschiedensten Ausführungen. Mit Portugals Erfolgen in der Seefahrt und durch die großen Entdeckungen in Übersee wurde Porto zu einer bedeutenden europäischen Handelsmetropole und zu einer reichen Stadt. Bevölkerung und Stadt wuchsen mit den Handelsaktivitäten. Viele Bauwerke entstanden, auch im manuelinischen Stil. Ab dem 17. Jahrhundert startet der Portweinhandel im großen Stil. Der weltweit bekannte Wein – o Vinho do Porto – verdankt Porto seinen Namen.

Napoleonische Invasion und Neuzeit in Porto

Im 18. Jahrhundert litt auch Porto unter der Invasion der napoleonischen Truppen. Portugal wurde von Frankreich besetzt (1807 bis 1814). Während dieser Periode flüchtete der portugiesische Königshof von Lissabon nach Brasilien. Das eher bürgerliche Porto profitierte nach der Invasion Frankreichs von dieser politischen Situation. Man sagt, dass durch den Verlust des Königs ein politischer Machtverlust für Lissabon einher ging.

Die republikanischen Strömungen hatten ihr Zentrum in Porto und 1910 dankte der König ab. Eine Republik wurde in Porto ausgerufen. Auch die portugiesische Industrialisierung begann in der Region um Porto. Noch heute gilt Porto als das wirtschaftliche Zentrum Portugals, wohingegen Lissabon als das politische Zentrum des Landes gilt. Der Großraum von Porto ist heute mit gut zwei Millionen Einwohnern hinter Lissabon der zweitgrößte Ballungsraum des Landes.

Ein sehr bekanntes Sprichwort in Portugal sagt, „Coimbra canta, Braga reza, o Porto trabalha e Lisboa festeja“. („Coimbra singt, Braga betet, Porto arbeitet und Lissabon feiert“). Man arbeitet in Porto sicher, das ist wahr. Die gute Nachricht ist, das Feiern kommt dabei aber nicht nicht zu kurz.

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