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Castelo Rodrigo: Die Reise des Elefanten

Castelo Rodrigo ist eines der zwölf „Historischen Dörfer“ in Portugal. In den engen Gassen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. 60 Häuser, 50 Einwohner, davon sieben Familien mit 15 Kindern, leben heute in den alten Steinhäusern. Zwischen den renovierten Gebäuden stehen Ruinen mit eingestürzten Dächern. Die Überreste der Festung Castelo Rodrigo ragen hoch in den Himmel. Auch ein manuelinisch verzierter Pelouriho, ein Pranger, ist erhalten und steht direkt neben der romanischen Kirche. Auf den Steinbänken um das Eingangsportal treffen sich die Bewohner von Castelo Rodrigo zum täglichen Plausch.

Zu ihnen gehört auch Ana Berliner. Die junge Biologin aus Lissabon lebt seit über zehn Jahren in dem historischen Dorf. Mit ihrem Mann hat sie mehrere Häuser restauriert. „Ich kam eigentlich hierher, um Adler und Geier im Douro-Nationalpark zu beobachten“, erzählt Ana. Jetzt führt sie die Pension Casa da Cisterna direkt neben der Kirche. Mit ihrem Mann und den zwei Töchtern lebt sie in einem modern eingerichteten Steinhaus nebenan.

Auch der Franzose André Carnet erlag dem Charme der melancholischen Gassen. „Damals war das ganze Dorf verlassen. Hier lebte kaum noch jemand, alles war verfallen. Aber ich hatte mich verliebt – in eine Portugiesin und das Dorf“, sagt er mit einem Lächeln. In den 80er Jahren eröffnete er ein Teehaus mit Blick auf die weite Ebene unterhalb von Castelo Rodrigo, die sich bis an die spanische Grenze erstreckt.

José Saramago in Castelo Rodrigo

Am Haus neben der Kirche informiert ein Schild über den wohl berühmtesten Besuch in Castelo Rodrigo. Der portugiesische Literaturnobelpreisträger José Saramago hatte 2008 hier für seinen Roman „Die Reise des Elefanten“ recherchiert. „Das ganze Dorf war stolz darauf“, sagt Ana Berliner. Niemand habe zuvor von der Geschichte gewusst, die auf einer wahren Begebenheit im Jahr 1551 beruht.

Grund für die außergewöhnliche Reise war eine Idee des portugiesischen Königs Johann III. Er verschenkte seinen Elefanten aus der portugiesischen Kolonie Goa an seinen Vetter Maximilian aus Wien, dem späteren Kaiser Maximilian II.

Die Reise des Elefanten: von Lissabon über Castelo Rodrigo und Passau nach Wien

Die lange Wanderung des Elefanten Soliman, seinem Mahut und dem königlichen Geleittrupp führte von Lissabon nach Norden. Auf dem Weg lagen die Orte Constância, Castelo Novo Fundão, Belmonte, Sortelha, Pinhel und Cidadelhe. Nach mehreren Wochen erreichte die Reisegesellschaft Castelo Rodrigo.

Castelo Rodrigo lag im Mittelalter auf einer wichtigen Handelsroute nach Spanien. Die Burg war mit hohen Mauern, zylindrischen Türmen und romanischen Torbögen befestigt. Hier sollten die portugiesischen Truppen den Habsburgern den Elefanten übergeben. Der Elefant selbst war für die Bevölkerung eine Attraktion, noch nie hatten sie ein so großes Tier gesehen. Für das Futter für den Elefanten, Unmengen an Heu, sorgten die Bauern entlang der Reiseroute. Im Reisetrupp war eigens ein spezieller Ochsenkarren für den Weitertransport von Heu und Wasser zuständig.

Von Castelo Rodrigo führte die Route durch Spanien. An der Ostküste ging es mit dem Schiff weiter nach Genua, zu Fuß über die Alpen nach Innsbruck, dann entlang des Inns über Wasserburg, Mühldorf und Passau nach Wien. In der Innstadt von Passau am Kirchenplatz 4 erinnert noch heute eine Tafel mit der Inschrift „1552 Haus zum Elephanten“.

In Passau ist der Besuch des Elefanten nicht vergessen: Am Kirchplatz 4 in der Innstadt findet sich diese Tafel. © Miriam Eckert

In Passau ist der Besuch des Elefanten Soliman nicht vergessen: Am Kirchplatz 4 in der Innstadt befindet sich diese Tafel. © Miriam Eckert

Wo der Elefant auch hinkam, löste seine unbekannte Erscheinung Begeisterung und Erstaunen bei der Bevölkerung aus. Die katholische Kirche erhoffte sich durch ihn Wunder, der Regent in Wien nutzte das Tier hingegen als Werbemittel, um seine Beliebtheit und Macht zu festigen. Es heißt zudem, dass die Ankunft das Elefanten in Wien den Bau des Tierparks Schönbrunn iniitiert haben soll.

José Saramago hat von der Reise des Elefanten erst bei einem Besuch an der Universtät Salzburg erfahren. In einem alteingesessenen Restaurant der Stadt weckten kleine Elefantenfiguren sein Interesse. Eine Professorin der Univerität erzählte ihm die Geschichte und gemeinsam recherchierten sie die Hintergründe und die Reiseroute des Elefanten. „Die Reise des Elefanten“ ist das letzte Buch des portugiesischen Nobelpreisträgers. 2010 verstarb José Saramago im Alter von 87 Jahren.

Seine Geschichte über die Reise des Elefanten lebt jedoch weiter. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß wandern mittlerweile Touristen und Einheimische auf seinen Spuren von Lissabon nach Castelo Rodrigo – auf dem Caminho de Salomão. Salomão – übersetzt Salomon – heißt der Wanderweg, weil die Habsburger den Elefanten in Castelo Rodrigo umbenannten – von Soliman zu Salomon.

Reisetipps für Portugal: Anreise nach Castelo Rodrigo

Viele Fluggesellschaften, u.a. die portugiesische Airline TAP, bieten Direktflüge von München nach Lissabon und Porto an. Die Kosten variieren je nach Saison. Im Herbst ab 200 Euro. Von Porto ist die Weiterreise ins Centro de Portugal kürzer. Es fahren Schiffe und der Zug “Linha do Douro” durch das schöne Flusstal des Douro bis nach Pocinho. Von Lissabon dauert die Fahrt mit dem Mietwagen drei Stunden zu Castelo Rodrigo.

Lesetipp zu Castelo Rodrigo

Die Reise des Elefanten, José Saramago, 2008 erschienen bei der Verlagsgruppe Random House, 9,99 Euro

Unterkunft bei Castelo Rodrigo

Casa da Cisterna in Castelo Rodrigo. Liebevoll restauriertes Gebäude im Zentrum des historischen Dorfes. Von Ana Berliner familiär geführt mit individuellen Zimmern, Pool und Panoramablick. www.casadacisterna.com

Quinta de Pêro Martins bei Castelo Rodrigo. Kleines Bauernhaus, familär geführt. Besitzer Sara und Miguel organisieren Ausflüge nach Faia Brava und Vale do Côa. https://quintaperomartins.com

Essen und Trinken bei Castelo Rodrigo

Sabores do Castelo in Castelo Rodrigo. Kleines Teehaus und Restaurant von André Carnet bietet Spezialitäten aus der Region. Kontakt: saboresdocastelo@gmail.com

Côa Museu Restaurante: Moderne Architektur, portugiesische Küche und Weine aus dem Douro-Tal bietet das Lokal direkt in dem Museum „Museu do Côa“. Es liegt 15 Minuten Fahrzeit von Castelo Rodrigo entfernt. www.restaurantecoamuseu.com

Beste Reisezeit für Zentralportugal:

Die Wanderungen im Reservat Faia Brava und dem Naturschutzgebiet Douro International sind im Frühjahr und Herbst besonders schön. Der Sommer ist im Hinterland des Centro de Portugal sehr heiß.

Wanderungen bei Castelo Rodrigo: Wildpferde, Kuhherden, Raubvögel: das privat geführte Reservat Faia Brava bei Castelo Rodrigo kann mit Führer oder individuell besucht werden. Der Wanderweg Côa Valley Grand Route durchquert auf 15 Kilometern das 875 Hektar große Reservat. www.atnatureza.org

Im Nationalpark Douro International bei Ribeira do Mosteiro bietet sich der acht Kilometer lange Rundweg Calçada de Alpajares an, mit Panoramablicken über das als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannte Dourotal und die Grenzregion zu Spanien. www.icnf.pt

Weitere Informationen zu Castelo Rodrigo:

Tourismusinformation Centro de Portugal: www.visitcentro.com

Tourismusinformation Portugal: www.visitportugal.com

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