Streetart-Brasilien
Aus Brasilien Street Art, Graffiti & Pixação importiert

Großstädte – mit Wänden, die Geschichten erzählen

@miriameckert

Graue Mauern und dunkle Tunnel – sie alle warten nur darauf mit Farbe bespritzt und bemalt zu werden. Künstler wie OS GEMEOS, HERBERT BAGLIONE, GAIS, RIMON GUIMARÃES, JANA JOANA & VITCHÉ, NUNCA, ONESTO, ALEXANDRE ORION, SPETO, FEFE TALAVERA, TINHO, ZEZÃO haben sich den Straßen ihrer Heimat Brasilien angenommen und machen sie bunt. Jetzt sind elf von ihnen in Frankfurt und dürfen ihre Bilder legal im öffentlichen Raum anbringen – und zugleich auf die sozialen Missstände in ihrer Heimat aufmerksam machen.

Die Subkulturen Graffiti und Street Art sind im Kunstmarkt angekommen, genau wie Brasilien dank sportlicher Großevents und Wirtschaftswachstum in den Medien. Während in Deutschland Graffiti und Street Art als Vandalismus geahndet und sofort entfernt werden, schmücken sich die Bankentürme in Frankfurt nun mit der Kunst, die auch ihre Politik kritisiert. Dabei beziehen sie die Kritik der Künstler an sozialer Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung, Armut und Perspektivlosigkeit aber nur auf Brasilien. Nur logisch also, dass in Brasilien die Kunst auch in der Straße stattfindet und nicht nur in kulturellen Institutionen. In Brasilien Street Art und Graffiti zu entdecken ist ein Kinderspiel und macht einen Stadtrundgang in Rio genauso unterhaltsam wie in Berlin – nur mit anderen Ideen, Farben und Figuren.

Aber was ist das eigentlich Street Art?

Kleine Wörterkunde zum Einstieg:

Tag: Der Tag stellt die Urform von Graffiti dar. Bei Tags handelt es sich um eine persönliche Signatur, den Namensschriftzug eines Writers oder einer Crew. Tags sind Spitz- oder Künstlernamen, die zuweilen durch Zahlen – zum Beispiel Straßen- oder Hausnummern ergänzt werden. Der Ausdruck „Tag“ leitet sich aus dem engl.: to tag – anheften – ab. Der anonym angebrachte Tag „TAKI183“ in New York gilt als einer der berühmtesten, der einen Boom an Nachahmern auslöste.

Pixação: In Brasilien hat sich eine Sonderform des urbanen Tagging entwickelt. Seinen Ursprung haben sie in São Paulo der 70er Jahre. Jugendliche und Gangs markieren Gebäude mit meist einfarbigen Tags mit hohen, schmalen Buchstaben. Durch die Konkurrenz suchen sich die sogenannten Pichadores immer gefährlichere Dächer und Wände an Hochhäuser etc. aus. Ein Video über die Pixação gibt es hier.

Graffiti: Linien, Sprachzeichen, Symbole und Buchstaben, die von Hand eingekratzt, aufgemalt oder gesprayt werden. Die Ästhetik der Schrift steht für den Writer im Vordergrund. Ebenso wie die häufige Verbreitung des Namens, um Anerkennung in der Szene zu erlangen. Die Graffiti-Szene entstand in den 70er Jahren in New York und sprayte ihre Tags und Pieces (aufwändiges, mehrfarbiges, großflächiges Graffiti) auf Wände und Züge.

Street Art: Mehr Bilder als Buchstaben: Street Art macht die Stadt zum Spielplatz. Sie kommuniziert und spielt mit dem Betrachter, lädt ein zur Interaktion. Die Street Art ist nicht mehr nur eine szenen-interne Kommunikation, sondern hat sich dem öffentlichen Raum geöffnet. Die Techniken sind vielfältig: Sticker, Schablonen, Kreidezeichnunge, Cut-Outs, Roll-Ons werden genutzt. Mit Lappen oder Hochdruckreingern werden Bilder in verrußte dreckige Wände geputzt.

Stencil: Die Schablone ist ein Element der Street Art. Populär wurde sie u.a. durch den Pariser Künstler Blek le Rat in den 80er Jahren.

Der französische Künstler Blek le Rat Blek le Rat gilt als der Urvater der Stencil-Kunst im öffentlichen Raum. © bowlegsmusic.com

Der französische Künstler Blek le Rat gilt als der Urvater der Stencil-Kunst im öffentlichen Raum. © bowlegsmusic.com

Und noch einige Videos zum Anschauen:

Über die Street Art Künstler „Os Gemeos“ aus Brasilien

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